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Gesunde Geburt in Hamburg: Absolvent*innen des neuen Hebammenstudiums beim Berufseinstieg stärken und Wiedereinstieg in die klinische Geburtshilfe fördern

Mittwoch, 01.05.2024

Seit dem Wintersemester 2020/2021 werden in Hamburg angehende Hebammen an der Hochschule ausgebildet. Die Hochschule für angewandte Wissenschaften und das UKE bieten gemeinsam 60 Studienplätze im Studiengang Hebammenwissenschaft B.Sc. an. Die praktischen Anteile finden in den verantwortlichen Praxiseinrichtungen und kooperierenden Praxisstätten statt. In insgesamt 14 Praxiseinrichtungen werden die angehenden Hebammen angeleitet. In der ersten Kohorte haben im Februar 2024 bereits 54 Studierende ihren Abschluss gemacht.

Junge und werdende Hebammen stehen im Laufe ihrer Ausbildung und in den ersten Jahren der Berufstätigkeit vor der Herausforderung, die gelernten Inhalte und Methoden mit der klinischen Praxis im Kreißsaal in Einklang zu bringen. Die angehenden Hebammen werden umfassend auf die ganze Bandbreite möglicher Geburtsverläufe vorbereitet, insbesondere auch auf mögliche Komplikationen. Aus ihrem beruflichen Selbstverständnis heraus streben sie gleichzeitig soweit wie möglich die interventionsarme Geburt an und sehen ihre Kompetenzen insbesondere in der Förderung der physiologischen Geburt. Risikoschwangerschaften, Personalbesetzung, Strukturen und Hierarchien in der klinischen Geburtshilfe erlauben es in vielen Fällen jedoch nicht, eine interventionsarme Geburt zu praktizieren. Die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit belastet viele Hebammen und lässt sie an der Berufswahl zweifeln. Nicht selten wenden sich angehende und junge Hebammen daher von der Tätigkeit im Kreißsaal ab.

Um den Verbleib von Hebammen im Beruf und in der klinischen Geburtshilfe zu stärken, ist es daher notwendig – im Einklang mit dem Wunsch der Gebärenden – mehr Raum für die physiologische Geburtshilfe zu schaffen. Eine Grundvoraussetzung ist dafür, dass Ärzt*innen und Hebammen im Kreißsaal ein gemeinsames Verständnis von den Indikationen für geburtshilfliche Interventionen entwickeln und diese auf Augenhöhe im Einzelfall beraten. Mit diesem Ziel werden am UKE bereits interprofessionelle Seminare der Hebammenwissenschaft und Medizin angeboten, in denen Dozierende beider Professionen eingebunden sind. Wenn Hebammen ihre Kenntnisse zur physiologischen Geburt einsetzen können, bei Entscheidungen rund um mögliche Interventionen mitsprechen und eine gesicherte Einarbeitungsphase haben, lässt sich der Verbleib in der klinischen Geburtshilfe fördern.

Um ein Bild über die Situation von Hebammen in der Phase des Berufseinstiegs zu erhalten, sollen die Absolvent*innen des Hebammenstudiengangs in Hamburg direkt nach Studienabschluss sowie nach einem und erneut nach zwei bis drei Jahren befragt werden. Ziel der Befragung direkt nach Studienabschluss ist die Erfassung der Zufriedenheit mit dem dualen Studium. Dies soll mithilfe einer detaillierten Befragung zu einzelnen Modulen, zu den curricularen Theorie- und Praxisanteilen, zu den verantwortlichen Praxiseinrichtungen und zur Qualität der Vorbereitung auf den Beruf erfolgen. In der Befragung nach einem bzw. nach zwei bis drei Jahren soll es vor allem darum gehen, für welche Aspekte der praktischen Hebammentätigkeit der Studiengang sehr gut, gut oder weniger gut geeignet war, um im Sinne der Qualitätssicherung nachsteuern zu können. Zudem sollen die Wünsche und Erfahrungen der Studierenden bzw. Absolvent*innen erhoben werden. Auch die weiteren beruflichen Ziele, wie beispielsweise eine längerfristige Tätigkeit beim aktuellen Arbeitgeber, sollen erfragt werden. Die Umfrage soll möglichst pro Kohorte nach rund einem Jahr wiederholt werden, um den Verlauf des Berufseinstiegs zu erfassen. Von besonderem Interesse ist dabei, ob und wie der Übergang in die geburtshilfliche Praxis im Kreißsaal gelingt.

Neben den Absolvent*innen des neuen Hebammenstudiengangs sind die bereits tätigen sowie auch die zwischenzeitlich aus dem Beruf ausgeschiedenen Hebammen von großer Bedeutung für die Fachkräftesicherung in der Geburtshilfe. Viele Hebammen, die aus dem Beruf ausgeschieden sind bzw. die klinische Geburtshilfe verlassen haben, zeigen Interesse zurückzukehren, wenn sie verbesserte Arbeitsbedingungen im Kreißsaal vorfinden und eine erneute Qualifikation angeboten bekommen. Laut einer Umfrage des Deutschen Hebammenverbandes im Jahr 2022 sind bundesweit 2.700 Hebammen am Wiedereinstieg in die klinische Geburtshilfe unter besseren Bedingungen interessiert. Besonders gute Erfahrungen werden derzeit mit einem 3-monatigen Wiedereinstiegsprogramm im Bürgerhospital in Frankfurt am Main gemacht. Auch in Hamburg finden sich punktuell Angebote zum Wiedereinstieg, die unterstützt und gebündelt werden sollen.

 

Die Bürgerschaft möge beschließen:

Der Senat wird ersucht,

 

1. eine Befragung der Absolvent*innen des Studiengangs Hebammenwissenschaften nach Abschluss ihres Studiums – erstmalig im Jahr 2025 – sowie im Weiteren nach einem und nach zwei bis drei Jahren nach ihrem Abschluss durchzuführen, um den Verbleib und die berufliche Zufriedenheit der Berufseinsteiger*innen zu erheben,

 

2. über die Fachkommission Gesunde Geburt dem UKE als koordinierender verantwortlicher Praxiseinheit in Kooperation mit der Hochschule für angewandte Wissenschaften und der Medizinischen Fakultät des UKE ein Fachgespräch mit den Kreißsaalleitungen der Hamburger Geburtskliniken anzubieten, um zu prüfen, ob die Einarbeitungszeit als Teil der Ausbildung definiert bzw. gestärkt werden kann,

 

3. gemeinsam mit dem Hamburger Hebammenverband und interessierten Geburtskliniken im Rahmen der Fachkommission Gesunde Geburt Anreize für Krankenhausträger zum Wiedereinstieg von Hebammen in die klinische Geburtshilfe zu erarbeiten,

 

4. der Bürgerschaft im 1. Quartal 2026 zu berichten.

 

 

sowie
  • Dr. Gudrun Schittek
  • Filiz Demirel
  • Mareike Engels
  • Linus Görg
  • Michael Gwosdz
  • Dr. Adrian Hector
  • Britta Herrmann
  • Christa Möller-Metzger
  • Yusuf Uzundag
  • Peter Zamory (GRÜNE) und Fraktion